Presseinformation Nr.: 79 - vom 14. September

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Handwerkskammer Potsdam begeht 70-jähriges JubiläumPresseinformation Nr.: 79 - vom 14. September

70 Jahre Handwerkskammer Potsdam, 20 Jahre Zentrum für Gewerbeförderung Götz, 365 Tage Kulturlandthema „Handwerk zwischen gestern und übermorgen“ – für die Handwerkskammer Potsdam ist das Jahr 2016 gespickt mit vielen Höhepunkten und Ereignissen.

Am 14. September 2016 begeht die Handwerkskammer Potsdam offiziell ihr Jubiläum: Sie präsentiert das Buch „Meisterschaft! 70 Geschichten vom Handwerk in Westbrandenburg“, in dem 70 Geschichten aus dem Handwerk seit dem Mittelalter erzählt werden. Die Ausstellung „Handwerk zwischen Tradition und Innovation“, die an diesem Tag im „Haus des Handwerks“ startet, rückt die Entwicklungen im Handwerk auch fotografisch in den Fokus.

 

„Wenn wir heute 70 Jahre Handwerkskammer Revue passieren lassen, befinden wir uns mitten in der Festwoche des Handwerks. Den Höhepunkt gibt es am Samstag, den 17. September 2016, wenn wir mit der Kreishandwerkerschaft Potsdam den Tag des Handwerks auf dem Potsdamer Luisenplatz feiern. In den vergangenen Tagen wurde viel über das Handwerk berichtet. Wir möchten die Perspektiven unseres Berufstandes und die Ausbildungsmöglichkeiten in den Blick rücken. Das Handwerk hat in den Jahrhunderten viele Höhen und Tiefen erlebt, es hat sich aber nie unterkriegen lassen und blieb immer ein wichtiger Eckpfeiler für Wirtschaft und Gesellschaft. Heute ist das Handwerk – mit den Worten unserer Imagekampagne – die Wirtschaftsmacht von nebenan. Und wir können stolz darauf sein, was Generationen von Handwerkern in Brandenburg geschaffen haben und auch heute leisten“, sagt Kammerpräsident Robert Wüst.

 

Ministerpräsident Dietmar Woidke gratuliert der Handwerkskammer Potsdam herzlich zum Jubiläum: „Das schönste Geschenk für die Kammer, aber auch für uns: Das Handwerk läuft rund. Die meisten westbrandenburgischen Betriebe beurteilen ihre Geschäftslage als gut. Das Handwerk bleibt das erfolgreiche Rückgrat der märkischen Wirtschaft und bietet jungen Frauen und Männern eine hervorragende Berufsperspektive. Die Kammer selbst ist seit der Wende ein engagierter Interessenvertreter und wichtiger Gesprächspartner der Landesregierung.“ Woidke weiter: „So wie sich Handwerk beständig ändert, ändert sich auch unser Land. Deshalb ist es gut, wenn sich das Handwerk in die Zukunftsdebatte um unser Land einmischt.“

 

Gründung der Handwerkskammer Potsdam 1946

Mit dem Befehl Nr. 161 vom 27. Mai 1946 verordnete die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD), „für das Gebiet der Provinz Mark Brandenburg … eine Handwerkskammer in der Stadt Potsdam“ zu errichten. Der am 15. Juli 1946 in Kraft getretene Befehl gilt damit als Gründungsakt der Handwerkskammer in Potsdam. Die Handwerkskammer sollte als Körperschaft des öffentlichen Rechts die Entwicklung des Handwerks und der Kleinindustrie fördern. In den Jahren der DDR hieß Förderung, unter der Maxime einer sozialistischen Planwirtschaft Handwerksbetriebe staatlich zu lenken und zu kontrollieren.

 1953 wurde die Landeshandwerkskammer zur Handwerkskammer des Bezirkes Potsdam umgewandelt. Heimstatt fand die Kammer im „Haus des Handwerks“ in der Potsdamer Charlottenstraße, das nach den Kriegszerstörungen zwischen 1951 und 1953 vom Handwerk für die eigene Nutzung wieder aufgebaut wurde.

 

Handwerkspolitik in der DDR

In der DDR hatte das Handwerk keinen einfachen Stand. Die Wirtschaftspolitik war gekennzeichnet durch Bestrebungen, private Betriebe zu kollektivieren und Handwerker gleicher Gewerke in "Produktionsgenossenschaften des Handwerks" (PGH) zusammenzuschließen. Auch in Westbrandenburg ging die handwerkliche Produktion zurück. Private Unternehmen wurden verdrängt, die Ausbildungszahlen im Handwerk sanken. Wer beim Rat des Kreises oder der Handwerkskammer um Genehmigung für einen Betrieb bat, wurde oft abgewiesen.

Immer stärker werdende Versorgungsengpässe führten zum zaghaften Einlenken der DDR-Führung: Der Beschluss des Ministerrates vom 12. Februar 1976 sprach erstmals von einer gezielten "Förderung privater … Handwerksbetriebe für Dienstleistungen im Interesse der weiteren Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung". Trotz leichter Verbesserungen blieben Engpässe weiter spürbar. Die Überalterung technischer Ausstattungen in den Betrieben sowie ständiger Material- und Ersatzteilmangel bestimmten den Arbeitsalltag vieler Handwerker. Staatliche Bürokratie und Preisvorschriften lähmten unternehmerische Eigeninitiative.

 

Beginn einer neuen Ära

Mit den Wendejahren 1989/90 begann auch für das westbrandenburgische Handwerk eine neue Ära. Die Zahl der privaten Handwerksbetriebe stieg zwischen 1989 und 1990 innerhalb eines Jahres von etwa 5.500 auf 9.500 Unternehmen. Am 3. März 1990 bestimmten Handwerker auf dem Bezirkshandwerkertag in Caputh ihren ersten frei gewählten Kammervorstand. Der Schlossermeister und Diplom-Ingenieur Klaus Windeck wurde zum Präsident gewählt. Die Handwerkskammer entwickelte sich wieder zur echten Selbstverwaltungseinrichtung des Handwerks.

 

Eröffnung des Zentrums für Gewerbeförderung in Götz 1996

Am 11. September 1996 eröffnete die Handwerkskammer Potsdam das Zentrum für Gewerbeförderung (ZfG) in Götz. Über 36 Millionen Euro wurden im Städtedreieck Brandenburg-Potsdam-Berlin mit Hilfe des Landes Brandenburg investiert.

Seitdem verfügt das Handwerk zwischen Prignitz und Fläming auf 45.000 Quadratmetern über ein Zentrum, in dem sich Aus- und Weiterbildung, Technologietransfer und Beratung, Gesellen- und Meisterprüfungen konzentrieren. Seit 1992 wurden fast 52.000 Facharbeiter- und Gesellenprüfungen abgenommen. Etwa 9.300 Handwerker erhielten seit 1991 ihren Meisterbrief.

Laufende Investitionen und Weiterentwicklungen sichern die Zukunftsfähigkeit des ZfG bei der Aus- Weiterbildung im Handwerk. Die Schweißtechnische Lehranstalt, die anerkannte Schulungsstätte für Kunststofftechnik sowie die einzige zertifizierte Schulungsstätte für intelligente Gebäudetechnik (KNX) sind brandenburgweit einmalig. Bis 2020 ist der Aufbau eines bundesweit einmaligen Kompetenzzentrums für Energiespeicherung und Energiesystemmanagement geplant.

 

Novellierung der Handwerksordnung 2004

Die umstrittene Handwerksrechtsnovelle bringt am 1. Januar 2004 weitreichende Änderungen. Für 53 Handwerksberufe entfällt die Meisterpflicht. Auch das westbrandenburgische Handwerk wird nachhaltig beeinflusst: Innerhalb eines Jahres steigen die Zahlen der Fliesenlegerbetriebe von 225 auf 1.450; die der Gebäudereiniger von 149 auf 690. Es handelt sich häufig um Ein-Mann-Betriebe, die sich mit der „Ich-AG“ – Förderung aus der Arbeitslosigkeit befreien wollen. Die Lehrlingszahlen in diesen Berufen brechen in den Folgejahren dramatisch ein.

 

Im Dienste unserer Betriebe 2016

Heute ist die Handwerkskammer Potsdam die Selbstverwaltungseinrichtung des Handwerks in den Landkreisen Havelland, Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, Potsdam-Mittelmark, Prignitz, Teltow-Fläming und den kreisfreien Städten Potsdam und Brandenburg an der Havel. Zu den Mitgliedsunternehmen gehören Betriebe aller Handwerksbranchen; aus dem Bau- und Ausbaugewerbe, Elektro und Metall, Holz, Bekleidung und Textil, Gesundheit, Reinigung sowie Nahrungsmittel.

Im gesetzlichen Auftrag führt sie als Körperschaft des öffentlichen Rechts die Handwerks- und Lehrlingsrolle sowie die Rechtsaufsicht über die Handwerksinnungen und Kreishandwerkerschaften. Sie ist für die Betreuung der Berufsausbildung im Handwerk zuständig, errichtet Prüfungsausschüsse, erlässt Meister- und Gesellenprüfungsordnungen und bestellt Sachverständige.

Als Interessenvertretung von rund 17.300 Mitgliedsbetrieben und ihren mehr als 70.000 Beschäftigten setzt sie sich gegenüber Politik, Behörden und Interessenverbänden für eine nachhaltige Mittelstands- und Handwerkspolitik ein.

Die Handwerkskammer Potsdam ist zentraler Servicepartner für die Handwerksbetriebe im Kammerbezirk, deren Mitarbeiter und Lehrlinge. Die Angebote umfassen Dienstleistungen zu den Themen Existenzgründung und Betriebsnachfolge, Fachkräftesicherung, Umweltschutz, Finanzierung und Rechtsfragen, soziale Absicherung, Technik und Betriebswirtschaft sowie Messen und Außenwirtschaft. Im Zentrum für Gewerbeförderung werden kontinuierlich aktuelle und praxisrelevante Aus- und Fortbildungslehrgänge angeboten.

Gemeinsam mit den Betrieben und Partnern bündelt die Handwerkskammer die Kräfte des Handwerks um die Bewältigung der künftigen Herausforderungen, insbesondere im Rahmen der Fachkräftesituation und des demografischen Wandels, der Energiewende oder der Gestaltung des digitalen Wandels.