Unternehmerreise September 2013 - Italien 6
HWK Potsdam/Katja Wolf

Gemeinsam in Europa

Vom 3. bis 6. September konnte eine Delegation Brandenburger Handwerksbetriebe an einem ersten Erfahrungsaustausch im Rahmen des transnationalen Projekts „Nachhaltiges Handwerk ohne Grenzen“ teilnehmen. Neben der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung standen Unternehmensbesichtigungen, Tipps und Tricks zum Wirtschaften in Italien sowie Gespräche über die aktuelle Situation des Handwerks in den Partnerregionen auf der Agenda.

Dass die Deutschen Italien mögen, weiß jedes Kind hierzulande. Doch wer weiß schon, dass die Verbindung zwischen Brandenburg und der norditalienischen Stadt Mantua bis ins Mittelalter zurückreicht? Damals, im 15 Jahrhundert, heiratete der Herzog Ludwig II. Gonzaga von Mantua die junge Barbara von Brandenburg aus der Familie der Hohenzollern. Der eindrucksvolle Palast, in dem das internationale Paar wohnte, ist noch heute ein Wahrzeichen der mittelalterlichen Stadt. Und der Volksmund weiß, dass die kluge Barbara ihren Gatten damals bei Regierungsfragen beratend zur Seite stand und deutlichen Einfluss auf seine Entscheidungen hatte.

Im Jahr 2013 ist es zwar keine Liebe, die eine Delegation der Handwerkskammer Potsdamer im September nach Vicenza und Mantua führte. Aber eine jahrelange Partnerschaft, die in Zeiten eines vereinten Europas auch das Handwerk dieser Regionen zusammenführen soll.

Schon seit mehreren Jahren organisiert die Kammer Praktikumsaufenthalte in Südeuropa für Auszubildende aus Westbrandenburg. Außerdem haben Ausbilder und Geschäftsführer der regionalen Handwerksbetriebe die Möglichkeit, an einer Bildungsreise nach Italien und Spanien teilzunehmen.

Jetzt kommt zu dieser Zusammenarbeit eine weitere Komponente hinzu: „Mit unserem Besuch möchten wir die Zusammenarbeit mit den italienischen Partnern – dem Handwerkerverband in Vicenza und dem Institut Santa Paola in Mantua – noch weiter ausbauen“, so Jürgen Rose, Präsident der Handwerkskammer und Teilnehmer der viertägigen Delegationsreise.

Für eine Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Italien sprechen viele Faktoren, weiß Valter Casarotto, Präsident des Handwerkerverbandes der Stadt Vicenza und Inhaber eines Friseursalons mit mehreren Filialen.

So leide auch Italien unter einem Demografie-Problem. Im Jahr 2035 werden knapp 30 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt sein. Die Italiener werden weniger, und die Nachfrage nach geringfügigen Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt werde bis 2020 noch einmal um die Hälfte zurückgehen.

Die Region rund um Vicenza habe 20.000 Handwerksbetriebe: „Jeder Zehnte Werktätige arbeitet im Handwerk“, so Casarotto. Um sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen, hätten auch die Italiener die Nachhaltigkeit entdeckt, stellten sich flexibler auf den wandelnden Arbeitsmarkt ein und setzten verstärkt auf weibliche Fachkräfte – ähnliche Herausforderungen, wie wir sie in Deutschland gerade antreffen.

Logokombination