
Meisterschüler fürchten BürokratieRückgang der Gründungsbereitschaft im Handwerk
Die Motivation junger Fachkräfte, sich selbstständig zu machen, nimmt ab. Dies zeigt die aktuelle Umfrage der Handwerkskammer Potsdam unter Meisterschülern am Bildungs- und Innovationscampus Handwerk (BIH) in Götz. Demnach planen nur noch 47 Prozent der angehenden Handwerksmeisterinnen und Handwerksmeister eine Unternehmensgründung oder sind bereits selbstständig. 2021 lag dieser Anteil noch bei 53 Prozent.
Bürokratische Hürden schrecken ab
Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig: 39 Prozent der befragten Meisterschüler fürchten die hohe Bürokratiebelastung, 31 Prozent sehen das finanzielle Risiko als zu hoch an. Zirka jeder Vierte (24 Prozent) möchte mehr Zeit für die Familie haben. Und auch weitere Umfeldfaktoren spielen bei vielen Meisterschülern eine Rolle: 29 Prozent verweisen auf fehlendes Kapital und jeder Fünfte (21) Prozent auf die schwierige wirtschaftliche Lage.
Meisterqualifikation bleibt attraktiv
Trotz der sinkenden Gründungsbereitschaft bleibt die Meisterausbildung für Handwerkerinnen und Handwerker eine attraktive Karriereoption. 64 Prozent der Befragten sehen darin eine Möglichkeit, ihr fachlichen Kenntnisse zu erweitern. 60 Prozent erhoffen sich bessere Verdienstmöglichkeiten und 59 Prozent bessere Aufstiegschancen.
Handwerkskammer fordert bessere Rahmenbedingungen
Ralph Bührig, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Potsdam, sieht mit Blick auf die Ergebnisse dringenden Handlungsbedarf durch die Politik: „Unsere Umfrage zeigt, dass die Motivation zur Selbstständigkeit gestärkt werden muss. In den kommenden Jahren stehen allein in Westbrandenburg rund 7.500 Handwerksbetriebe vor der Herausforderung, eine Nachfolge zu finden. Deshalb ist es entscheidend, diese jungen Fachkräfte zu ermutigen, den Schritt ins Unternehmertum zu wagen. Auf unserem Bildungs- und Innovationscampus in Götz bieten wir dafür bereits hervorragende Weiterbildungsbedingungen mit engagierten Ausbildern und modernster Technik. Aber auch die Politik ist gefordert, die Rahmenbedingungen für Gründungen und Betriebsnachfolgen zu verbessern. Dazu zählt eine finanzielle Unterstützung durch einen Meisterbonus in Brandenburg sowie der Ausbau bestehender Förderprogramme wie der Meistergründungsprämie. Notwendig ist zudem eine deutliche Reduzierung der Bürokratielasten für kleine Handwerksbetriebe und mehr Wertschätzung dafür, was selbstständige Handwerkerinnen und Handwerker jeden Tag für unsere Wirtschaft leisten.“