Rückblick: Als ehemaliger PGH-Vorsitzender verfügte Klaus Schliebner gute Kontakte. Noch vor der Wende hatte er die Chance, eine private Reparaturwerkstatt zu übernehmen. Gestartet ist er in Luckenwalde mit schwarz-weiß-Fernsehern.Farbfernseher nicht genehmigt
Text: Katja Wolf
Teltow-Fläming: Als Klaus Schliebner im September 1989 seinen Betrieb eröffnete, ahnte er nicht, dass es bald keine innerdeutsche Grenze mehr geben würde. Ende der 80er ergab sich für ihn die einmalige Chance, die Reparaturwerkstatt eines Kollegen zu übernehmen und sich selbständig zu machen. „Es dauerte über ein Jahr, bis die Genehmigung endlich da war. Ich durfte damals nur schwarz-weiß-Geräte reparieren, Farbfernseher waren in der Genehmigung gar nicht drin. Das durften nur die Produktionsgenossenschaften des Handwerks, die PGH“, erinnert sich der Handwerksmeister.
Im Betrieb gab es einen kleinen „Annahmebereich“, wo die Kunden ihre Geräte zur Reparatur abgaben. Im hinteren Hausteil lagen die deutlich größeren Werkstatträume. „Schon Anfang 1990 kamen die ersten Vertreter der Hersteller, um mich für den Handel mit ins Boot zu holen. Dafür war der Laden aber gar nicht ausgestattet, der Annahmebereich war dafür viel zu klein“, so Schliebner. Er begann, eine geeignete Immobilie zu suchen – und machte sich zum ersten Mal auf in den Westen, um sich auf der Messe im bayrischen Oberstdorf einen Überblick über die neue Warenvielfalt zu beschaffen. „Dazu hat uns die Einkaufsgenossenschaft Interfunk eingeladen. Es gab nicht nur Fernseher, auch Hifi-Anlagen und Radios. Die Qualität war zu DDR-Zeiten auch ganz gut, da war kein so großer Unterschied. Aber allein die Menge des Warensortiments hat mich völlig überwältigt“, erinnert sich der Rundfunk- und Fernsehtechniker.
Schliebners Geschäft florierte bis Mitte der 90er Jahre. Der Unternehmer stellte neue Mitarbeiter ein und nahm seinen Sohn als Lehrling auf, der eigentlich beim Konsum lernen sollte. Die Reparaturen brachen nach der Währungsunion schlagartig ein, dafür kamen der Verkauf und die Installation von Antennenanlagen dazu. In einem Monat habe er über 100 Antennen mit seinem Mitarbeiter montiert. „Mein Sohn musste das Geschäft betreuen. Es blieb kaum Zeit“, erinnert er sich. Die Kunden damals hätten mehr Vertrauen gehabt als heute. „Sie haben einfach in den Katalog geschaut und gesagt, den nehme ich. Heute geht das nicht mehr, die Kunden wollen die Geräte sehen.“
Mitte der 90er Jahre war der Markt zunächst gesättigt, das Geschäft wurde härter. Schliebner investierte in Geschäftsräume, zog um und erschloss sich mit PC-Einrichtungen neue Geschäftsfelder. Er machte weiter – bis heute finden Kunden sein Geschäft „Schliebners Unterhaltungselektronik“ mitten in Luckenwalde.
Aktiv war Klaus Schliebner nach der Wende auch bei der Gründung von Handwerksorganisationen dabei. Bis 2004 war er im Vorstand der Kreishandwerkerschaft, seitdem ist er Obermeister seiner Innung. „Die Lehrlingsausbildung war zu DDR-Zeiten vorwiegend von staatlicher Seite geleitet. Das wurde plötzlich in die Hände des Handwerks gelegt. Es kamen viel mehr Aufgaben auf uns zu“, weiß er. 1990 trafen sich Rundfunkbetriebe aus ganz Westbrandenburg, um gemeinsam ihre Innung zu gründen. „70 Betriebe waren dabei, das war gewaltig.“ Heute zählt die Innung in Teltow-Fläming noch 18 Mitglieder.