
Voice over IP - Die Umstellung von analoger zu digitaler Telefonie
Voice over IP, kurz VoIP, beschreibt eine Kommunikationsmethode, bei der Telefongespräche über ein Internetprotokoll (IP), das heißt eine Internetverbindung wie DSL, Kabel oder LTE, übertragen werden. Das analoge Sprachsignal wird in digitale Daten umgewandelt und kann somit einfach über die IP-basierte Netzwerkverbindung geleitet werden.
Durch das Fortschreiten des Breitbandausbaus und die immer flächendeckendere Verbreitung von DSL-Anschlüssen ist VoIP seit 2015 die in Deutschland häufigste Form des Telefonanschlusses. Im Jahr 2016 lag die Verbreitung von VoIP laut Bundesnetzagentur schon bei 65 %.
Dies hat nicht zuletzt auch mit den Anstrengungen der Telekom zu tun, bis 2018 alle analogen Telefonanschlüsse auf Internet-Telefonie umzustellen. Die Telekom ist damit einer der letzten großen Provider, der auf die internetbasierte Telekommunikation umstellt.
Was ändert sich?
Betroffen sind Privat- und Firmenkunden, die sowohl Telefon als auch Internet bei der Telekom nutzen und noch einen klassischen Festnetz- oder ISDN-Anschluss haben. Telefonieren ist nach der Umstellung nur noch über VoIP möglich. Für analoge Telefonanschlüsse ohne DSL soll aber in den Vermittlungsstellen der Telekom eine entsprechende analoge Schnittstelle erhalten bleiben.
Über geeignete Schnittstellen lassen sich auch konventionelle Telekommunikationsumgebungen in die VoIP-Umgebung integrieren. Für die Sprachkommunikation stehen VoIP-Telefone, die wie klassische Telefone aussehen, oder Headsets zur Verfügung. Eine Kommunikation ist auch über angeschlossene Endgeräte wie PC oder Smartphone möglich.
Für die Nutzung der IP-basierten Telefonie wird eine Providerbox ("DSL-Router") benötigt. Diese wird direkt von den Providern, z.B. der Deutschen Telekom, angeboten, kann aber auch von anderen Herstellern genutzt werden (z.B. AVM Fritzbox, TP-Link). Alle diese Router besitzen Anschlüsse für analoge Telefonie-Geräte, so dass die gewohnte Technik weiter nutzbar bleibt. Für die Einrichtung der Geräte werden VoIP-Zugangsdaten benötigt. Diese können direkt beim Provider abgefragt werden.
Für ISDN-Kunden mit nur einem Mehrgeräteanschluss wirkt sich die Umstellung auf VoIP ebenso wenig auf die Endgeräte aus. Zu beachten ist dabei aber, dass eine Providerbox benötigt wird, die einen internen S0-Anschluss zur Verfügung stellt. Damit lässt sich auch ältere ISDN-Hardware noch über Jahre weiter betreiben.
Anders sieht es bei Geschäftskunden aus, die mehrere ISDN-Anschlüsse gleichzeitig betreiben. Dann ist die übliche Providerbox nicht ausreichend, da damit Durchwahlen nicht möglich sind und maximal zwei Telefonate gleichzeitig geführt werden können. Für diesen Fall gibt es spezielle Providerboxen, die mehrere interne S0‑Anschlüsse besitzen. Allerdings sind diese Geräte sehr teuer und die Kompatibilität mit den bestehenden Geräten ist nicht unbedingt gegeben.
Alternativ kann die gesamte ISDN-Anlage gegen einen sogenannten SIP-Trunk-Anschluss ausgetauscht werden, ein System, welches den parallelen Betrieb mehrerer Telekommunikationsgeräte erlaubt. Dieses ISDN-Äquivalent der IP-Technologie benötigt ebenfalls eine spezielle Providerbox, bietet aber einen breiteren Funktionsumfang gegenüber der Nutzung der ISDN-Geräte. Von vielen Providern wird diese Form der Anlagensysteme bereits angeboten.
Wie wirkt sich die Umstellung aus?
Zwar können in den meisten Fällen die bisher genutzten Endgeräte weiter verwendet werden, die Kompatibilität ist aber nicht in jedem Fall gegeben. Häufig treten Probleme beim Anschluss von Alarmanlagen, Faxgeräten oder EC-Cash-Geräten auf. Ob Technik betroffen ist, kann über die Gerätenummer beim Provider abgefragt werden. Muss alte Technik ersetzt oder müssen Geräte zusätzlich angeschafft werden, führt das mitunter zu hohen Investitionskosten bei der Umstellung auf VoIP.
Bei bisherigen ISDN-Nutzern kann es vorkommen, dass nicht alle gewohnten Dienste nach einer Umstellung auf VoIP auch weiterhin zur Verfügung stehen. Jeder Provider kann selbst entscheiden, welcher Funktionsumfang angeboten wird. Generell ist mit der IP-Technologie aber ein größeres Funktionsspektrum möglich. Da alle Endgeräte direkt am Firmennetzwerk hängen, welches über das Internet mit der Telefonanlage verbunden ist, können Sprach-, Daten- und Videodienste miteinander verknüpft werden. Beispielsweise kann ein auf einer Internetseite platzierter Anruf-Button genutzt werden, um beim Anklicken direkt mit dem angegebenen Kontakt zu telefonieren. Auch verschiedene Standorte oder Filialen können einfach über die Telefonanlage des VoIP vernetzt werden, selbst Außendienstmitarbeiter können über ein Smartphone einfach eingebunden werden.
Für die Bereitstellung von IP-basierter Telefonie ist eine ausreichende Bandbreite entscheidend. Ein Vorteil der IP-Technologie in der Telekommunikation ist, dass nur noch eine Netzwerkinfrastruktur genutzt wird und somit die gesamte Bandbreite für die digitale Übertragung zur Verfügung steht. Ist die Bandbreite dennoch unzureichend, kann die Sprachqualität gemindert sein. Die Qualität der Internettelefonie hängt vor allem von den Laufzeiten der Sprachsignale ab. Generell ist bei VoIP aber eine deutlich höhere Sprachqualität gegenüber dem klassischen ISDN gegeben. Der Ausbau der Breitbandnetze ist dennoch eine Voraussetzung zur Umstellung auf VoIP.
Fazit
Durch die Umstellung der Telekommunikation auf VoIP kommen möglicherweise gerade auf Geschäftskunden Aufwand und Kosten für die Beschaffung und den Betrieb neuer VoIP-fähiger Technik zu. Allerdings bieten sich durch den gewonnenen Funktionsumfang von VoIP auch neue Möglichkeiten der Kommunikation im Betrieb oder mit den Kunden. Für eine voranschreitende Digitalisierung aller Arbeitsbereiche ist die Umstellung auf IP-basierte Dienste deshalb ein notwendiger Schritt.
Wichtig ist es, sich vor der Umstellung der eigenen Telefonanlage über die Angebote verschiedener Provider zu informieren, deren Leistungs- und Tarifangebote zu vergleichen und sich vor der Anschaffung neuer Technik fachkundig beraten zu lassen.