Azubi des Monats 1-2022_web
Jana Kuste/HWK Potsdam

Den Vater als VorbildAzubi des Monats Januar 2022 ist Hisham Khalil

Potsdam/ Ludwigsfelde. Hisham Khalil ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten. Wenn auch tausende Kilometer von ihm und seiner Heimat entfernt. Denn im syrischen Aleppo stellte sein Vater früher Werbung her. Hisham selbst erlernt aktuell im Werbewerk Ludwigsfelde den Beruf des Schilder- und Lichtreklameherstellers. Im Handwerk will er sich eine berufliche Zukunft schaffen.

Als unbegleiteter Jugendlicher flüchtete der heute 24-Jährige im Jahr 2015 nach Deutschland.

Nun, sechs Jahre später, wurde Hisham Khalil heute in seinem Ausbildungsbetrieb vom Abteilungsleiter Berufsbildung der Handwerkskammer Potsdam, Andreas Körner-Steffens als Azubi des Monats Januar geehrt.

Für Chef und Ausbilder Jahn Schubert ist sein Auszubildender ein Glücksfall. Den ersten Kontakt fand er über seine Mitarbeiterin Anja Schönrock, die sich in der Flüchtlingshilfe engagierte. Hisham, der schnell Deutsch lernte, erzählte über seiner Heimat und seinen Hintergrund. Das erste Gespräch zwischen zukünftigem Chef und Azubi verlief vielversprechend, und so suchte Schubert die Hilfe der Handwerkskammer und der dort angesiedelten Willkommenslotsen. Diese zeigten ihm Wege auf, den jungen Mann für eine Ausbildung vorzubereiten und als Teil des Teams zu gewinnen.

Und so begann für Hisham die berufliche Integration nach erfolgreichem Schulabschluss mit einer Einstiegsqualifizierung im September 2019. In Abstimmung mit der Berufsschule durfte er bereits zu diesem Zeitpunkt den Unterricht besuchen. Dies lief so erfolgreich, dass das Jahr der Einstiegsqualifizierung als erstes Ausbildungsjahr anerkannt wurde.

Inzwischen befindet sich der junge Mann im dritten Lehrjahr. Wenn der Fußballbegeisterte alle Prüfungen schafft, hält er im kommenden Sommer seinen Gesellenbrief in der Hand. Werbewerk-Inhaber Jahn Schubert möchte ihn auch danach im Unternehmen halten. „Das ist unser beider Plan“, so der gelernte Metallbauer, der sich nach 2011 im Bereich der Werbetechnik selbstständig machte. „Natürlich braucht es fachlich noch viel Praxis,“ weiß er. Und ergänzt: „Aber was man nicht lernen kann, das sind die Basics, und die bringt er mit: den Willen und Biss, den freundlichen Umgang mit anderen Menschen und 100-prozentige Verlässlichkeit! Hisham ist ein echt guter Typ.“.

Aus heutiger Sicht ist Schubert froh, dass er mit der Erstausbildung noch kurz vor Corona in seinem Unternehmen startete. Lange suchte er nach einem Auszubildenden. Und trotz aller Corona-Widrigkeiten hielt er auch in dieser Zeit an seinem Lehrling fest. „Wir waren 2019 auf einem guten Weg. Dann traf uns Corona mit voller Wucht, eine harte Zeit folgte. Veranstaltungen, Großformatdrucke, Druckerzeugnisse, Privatkunden – uns brachen Umsätze in Größenordnungen weg. Dann der zweite Lockdown, der uns fast noch schlimmer als der erste traf. Und gerade jetzt, wo es wieder aufwärts gehen könnte, trifft uns die Materialknappheit. Wir gestalten zum Beispiel viele Fahrzeug-Beklebungen. Das fällt weg, weil Kfz schlichtweg nicht ausgeliefert werden.“

Dennoch sucht Schubert Fachkräfte und würde weiter einstellen. Aber er findet schlichtweg keine Mitarbeitenden. Daher ist er froh, den Weg als Ausbildungsbetrieb eingeschlagen zu haben. „Auch wenn man einen langen Atem braucht, denn der junge Mensch ist ja noch nicht fertig.“ Er freut sich, dass er mit seinem Auszubildenden so gute Erfahrungen macht und empfiehlt seinen Handwerkskollegen ebenfalls diesen Weg und die Unterstützung der Handwerkskammer. „Klar ist man am Anfang skeptisch, ob das alles so klappt. Uns sicher gibt es auch Beispiele, wo es nicht funktioniert. Aber das hat aus meiner Sicht nichts mit der Nationalität zu tun.“

An die Politik und Schulen gerichtet, setzt er einen flehenden Appell: „Die Suche nach Auszubildenden gestaltet sich immer schwieriger. Ein Grund ist, dass die Schülerinnen und Schüler heuten keinen Bezug zu reeller Arbeit mehr haben. Es wird allerhöchste Zeit, für Lehrpersonal und die Jungen und Mädchen eine praktische Berufsorientierung verpflichtend einzuführen. So wie es aktuell ist, kann es nicht weitergehen und reicht es nicht aus. Und das hat nichts mit Corona zu tun. Das ist ein Problem, dem seit Jahren nicht ausreichend Beachtung geschenkt wird.“

Das Werbewerk Ludwigsfelde investierte noch im Jahr 2019 in einen größeren Standort. Mit fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern setzt Schubert von einfachen Folienbeschriftung bis zu aufwändigen Leuchtreklamen und Folientechniken Projekte in der Region um. Jahn Schubert engagiert sich zudem als stellvertretender Vorsitzender des Gewerbevereins Ludwigsfelde.

Haben auch Sie einen jungen Menschen ab dem zweiten Lehrjahr in Ihren Ausbildungsreihen, den Sie für die Auszeichnung zum Azubi des Monats vorschlagen möchten? Dann schreiben Sie an: sybille.posmyk@hwkpotsdam.de





Ansprechpartnerin:

Sibylle Posmyk
Berufsbildung

Tel. +49 331 3703-129

Fax +49 331 3703-8129

sibylle.posmyk--at--hwkpotsdam.de

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