"Die Ärmel hochgekrempelt" Das Zentrum für Gewerbeförderung Götz macht Nägel mit Köpfen und startet erste konkrete Maßnahmen zur Integration von Flüchtlingen in den ArbeitsmarktPresseinformation Nr.: 37 - vom 25. April 2016

Die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt bewegt landauf landab Wirtschaftsverbände und Unternehmen gleichermaßen. Auch die Handwerkskammer Potsdam hat Konzepte für die Integration der in Westbrandenburg angekommenen Flüchtlinge entwickelt. Jetzt wurden „Nägel mit Köpfen“ gemacht und im Zentrum für Gewerbeförderung (ZfG) in Götz für die ersten 12 Flüchtlinge die Grundlagen für eine berufliche Perspektive im Brandenburger Handwerk geschaffen. Inzwischen ist Halbzeit und bei allen Beteiligten geht der Daumen nach oben.

„Die gute Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur Potsdam und der gemeinsame Wille mit konkreten Taten anzupacken, waren wesentliche Beweggründe, dieses Projekt auf die Beine zu stellen. Und wir sind alle nur begeistert“, zieht der Geschäftsführer des ZfG, Tilo Jänsch, ein mehr als positives Fazit.

Seit dem 4. April und noch bis zum 18. Mai 2016 durchlaufen 12 Syrer, Iraner, Eritreer und ein Kameruner im Alter von 25 bis 55 Jahren im ZfG jeweils eine Woche die Bereiche Schweißen, Sanitär Heizung Klima, Metall, Tischler, Maler und Elektro. Grundvoraussetzungen für die Teilnahme waren der Wille auf Seiten der Flüchtlinge, zu zeigen, was sie praktisch können und grundlegende Deutschkenntnisse.

Natürlich waren die Erwartungen entsprechend hoch. „Wir wollten selbst erfahren, was die Flüchtlinge können, wie motiviert sind sie und ob sie eine berufliche Perspektive im Handwerk sehen“, so Jänsch. „Uns war wichtig, ein eigenes Bild zu erhalten und uns nicht auf die verschiedenen medialen Kommentare zu verlassen“.

Auch die Teilnehmer kamen mit hohen Erwartungen und dem Wunsch, nicht nur die verschiedenen Berufsfelder kennen zu lernen und ihre vorhandenen praktischen Kompetenzen unter Beweis zu stellen, sondern natürlich auch einen Arbeitsplatz angeboten zu bekommen.

Eines lässt sich zur Halbzeit mit einem dicken Rotstift unterstreichen: Die Männer, die seit einem halben Jahr in Potsdam und Brandenburg an der Havel leben, sind mit großer Begeisterung dabei, sie haben am Lehrgang viel Spaß, lernen jeden Tag neue Dinge kennen. Dabei „schnuppern“ sie nicht nur in die deutschen Handwerksberufe, sie sind handwerklich aktiv und erproben ihr Können praktisch in allen Bereichen.

Mohamed Said Charef aus Syrien, der jetzt in Potsdam lebt, schwärmt von der Chance, die ihm hier gegeben wird: „Ich bin begeistert von der guten Ausstattung und den netten Ausbildern. Auch wie die anderen Kollegen sich um einen kümmern, ist ein tolles Gefühl. Mir hat bis jetzt besonders das Schweißen gefallen. Hier würde ich mich gerne weiter bilden, um dann damit auch mein Geld verdienen zu können.“

Auch die Lehrgangsverantwortlichen sind voll des Lobes für ihre Schützlinge: „Sie kommen pünktlich, arbeiten sehr motiviert, sind höflich und zuvorkommend, haben teilweise gute praktische Kenntnisse und bringen sich im Lehrgang mit ein.“ Die Frage, ob es Probleme gab, verneinen sie.

Natürlich stellt sich jetzt, gut drei Wochen vor Ende des ersten Lehrgangs, für beide Seiten die Frage nach der Perspektive für die Lehrgangsteilnehmer? Tilo Jänsch ist optimistisch: „Gewiss bleibt der Hilfebedarf bestehen. Dazu müssen die Rahmenbedingungen, die zu einer dauerhaften Beschäftigung führen, optimiert werden. Auf Seiten der Flüchtlinge muss selbstverständlich die Hilfe angenommen werden. Für einige unserer Teilnehmer haben wir ein gutes Gefühl. Sie haben in ihrem Land bereits als Schweißer gearbeitet, und wir haben den Eindruck, dass hier vieles passen könnte. Für einige bestehen sicher gute Arbeitsperspektiven nach noch notwendigen Lehrgängen zum Erreichen der Schweißzertifikate. Außerdem haben andere im Holzbereich gute Fertigkeiten. Wir hoffen natürlich, dass es uns gelingt, auch aufgrund der hohen Motivation aller Seiten, Betriebe zu finden, die den Flüchtlingen eine Chance geben und diese eine solche auch wirklich wahrnehmen. Wir stehen in jedem Fall dahinter.“

Dass die Integration auch außerhalb der praktischen Arbeit im ZfG Götz hervorragend funktioniert, zeigen die Kontakte, die quasi „auf dem Flur“ zustande kommen. So haben einige der Teilnehmer nach dem positiven Lehrgangsbeginn ihre Freunde mitgebracht oder ihnen geraten, diesen mitzumachen. So konnten zusätzlich noch vier Teilnehmer aufgenommen werden.

Für den nächsten Lehrgang, der am 17. Mai 2016 startet, gibt es inzwischen sogar schon eine Warteliste. Und auch in den Pausenzeiten, auf dem weitläufigen Gelände des Bildungszentrums oder in der Mensa knüpfen sie Kontakte zu deutschen Handwerkern, Gesellen, Meistern oder Azubis, die sich in Götz weiterqualifizieren.

Über die Handwerkskammer Potsdam
Die Handwerkskammer (HWK) Potsdam ist eine als Körperschaft des öffentlichen Rechts organisierte Selbstverwaltungseinrichtung für die Landkreise Havelland, Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, Potsdam-Mittelmark, Prignitz, Teltow-Fläming und die kreisfreien Städten Potsdam und Brandenburg/Havel. Sie ist die Interessen-vertretung von rund 17.300 Mitgliedsbetrieben (Stand 2016) und ihren mehr als 70.000 Beschäftigten.

Die HWK Potsdam setzt sich für die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der Handwerksbranche ein, bündelt die Kräfte und Gemeinsamkeiten des Handwerks und bietet ihren Mitgliedsbetrieben zahlreiche Unterstützungen bei wirtschaftlichen und rechtlichen Fragen.

Zu den Mitgliedsunternehmen gehören Handwerksbetriebe aller Branchen; vor allem aus dem Bau- und Ausbaugewerbe, Elektro und Metall, Holz, Bekleidung und Textil, Gesundheit, Reinigung sowie Nahrungsmittel.

Die HWK Potsdam bietet in ihrem Zentrum für Gewerbeförderung in Götz umfangreiche Angebote für die Weiterbildung im Westbrandenburger Handwerk und führt in den dortigen Lehrwerkstätten auch die überbetriebliche Lehrlings-unterweisung durch. Sie ist zuständig für Gesellen-, Meister- und Fortbildungsprüfungen im Handwerk.