Ausbildungsmarkt bleibt weiter angespanntPresseinformation Nr.: 105 - vom 2. November 2016

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass Schüler in unserer Region in der Berufswahl „ein leichtes Spiel“ haben müssten. Angehende Azubis können sich nahezu zwischen zwei Arbeitgebern entscheiden, wenn es um eine Lehrstelle geht. 4.067 freie Ausbildungsplätze meldeten Betriebe im Berichtsjahr 2015/2016. 3.131 junge Menschen waren hingegen auf der Suche nach einer Ausbildung.

Ganz so einfach geht die Rechnung jedoch nicht auf. Leider fand bis dato nicht jeder Ausbildungssuchende eine Stelle und nicht jeder Ausbildungsbetrieb Nachwuchskräfte (unversorgte Bewerber: 335 – 113 mehr als zum Vorjahr [Stand: Oktober 2016]).

Eine wesentliche Rolle spielen in der Berufswahl die eigenen Stärken und die Chancen einer persönlichen Weiterentwicklung. Aber auch der Ausbildungs-betrieb sollte für einen Jugendlichen gut erreichbar sein. Hinzu kommen Arbeitsbedingungen wie zum Beispiel Einsatzzeiten am Wochenende, die sich negativ auf die Interessen der Jugendlichen auswirken können. Diese und weitere Faktoren sind wichtig im Ergründen der Ursachen, warum manche Akteure auf dem Ausbildungsmarkt unversorgt blieben.

 „Genau hier beginnt die Arbeit der Berufsberatung und des Arbeitgeberservices der Arbeitsagentur und der Jobcenter“, erklärt Dr. Ramona Schröder, Leiterin der Potsdamer Arbeitsagentur. „Wir gehen frühzeitig in die Schulen mit Orientierungsangeboten zur Vielfalt sowie zu den Entwicklungschancen in den unterschiedlichen Berufen, beraten in Einzelgesprächen und vermitteln in die zahlreichen Ausbildungsplatzangebote. Das Interesse bei den Jugendlichen, eine betriebliche Ausbildung zu beginnen, bleibt weiterhin gering. Ausbildungen können sich häufig im späteren Einkommen durchaus mit beruflichen Laufbahnen messen, die mit einem Studium begannen“, so Dr. Ramona Schröder. Ergänzend fügt sie hinzu: “Gerade mit dem Blick auf die Einkommensentwicklung wollen wir weiterhin unsere Abiturienten ansprechen, in ihrer Entscheidungsfindung unbedingt auch die berufliche Ausbildung mit aufzunehmen.“

Gemeinsam mit der Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer arbeitet die Agentur für Arbeit eng zusammen, wenn es darum geht, junge Menschen für eine Ausbildung in der Region aufzuschließen.

Eva Gatzky, Abteilungsleiterin Berufsbildung bei der Handwerkskammer Potsdam: "Ein hauchdünnes Plus (0,5 Prozent mehr als im Vorjahr) beim Abschluss der Ausbildungsverträge im westbrandenburgischen Handwerk lässt einen Hoffnungsschimmer auf eine Trendwende in der beruflichen Ausbildung zu. Zuwächse sind dabei besonders im Bau- und Ausbaugewerbe und in den Gesundheitsberufen zu verzeichnen. Dies ist auch auf die kontinuierlichen Anstrengungen in der Berufsorientierung im Rahmen von gemeinsamen Ausbildungsbörsen oder in der Beratung der passgenauen Besetzung zurück zu führen. Dennoch: Es sind noch immer 400 freie Lehrstellen in über 50 verschiedenen Ausbildungsberufen für dieses Jahr vakant! Einerseits bedeutet dies für die jungen Menschen eine komfortable Situation bei der Wahl des Traumberufes. Andererseits unterstreicht diese Zahl aber die angespannte Situation der Ausbildungsbetriebe im Handwerk. Damit wird einmal mehr deutlich, wie uns der Fachkräftemangel in den kommenden Jahren mit voller Wucht treffen und die gute Konjunktur allein deshalb einen herben Dämpfer bekommen kann. Auch für Abiturienten sind die Karrieremöglichkeiten im Handwerk glänzend. Selbst die finanziellen Perspektiven halten den Vergleichen mit anderen Branchen stand.“

Wolfgang Spieß, Geschäftsführer Bildung der IHK Potsdam: „Alle Ausbildungsplatzsuchenden erhalten von uns ein Angebot, denn die IHK-Lehrstellenbörse ist gut gefüllt. Zwar wird es jetzt langsam ein wenig spät, noch in diesem Jahr eine Berufsausbildung zu beginnen, doch die Chancen für 2017 stehen sehr gut. Unsere jüngste von der Universität Potsdam durchgeführte Studie bestätigt, dass wir alles tun müssen, die jungen Leute nicht abwandern zu lassen. Rund 80 Prozent der Zukunftsentscheidungen werden in der Familie getroffen. Deshalb – und das ist neu - gehen wir jetzt direkt in die Schulen auch in die Elternversammlungen. Natürlich sind wir wie immer auch bei allen Ausbildungsmessen mit unserer Initiative „Mach es in Brandenburg!“ dabei.“

 

Über die Handwerkskammer Potsdam


Die Handwerkskammer (HWK) Potsdam ist eine als Körperschaft des öffentlichen Rechts organisierte Selbstverwaltungseinrichtung für die Landkreise Havelland, Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, Potsdam-Mittelmark, Prignitz, Teltow-Fläming und die kreisfreien Städte Potsdam und Brandenburg an der Havel. Sie ist die Interessenvertretung von rund 17.300 Mitgliedsbetrieben (Stand 2016) und ihren mehr als 70.000 Beschäftigten.

Die HWK Potsdam setzt sich für die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der Handwerksbranche ein, bündelt die Kräfte und Gemeinsamkeiten des Handwerks und bietet ihren Mitgliedsbetrieben zahlreiche Unterstützungen bei wirtschaftlichen und rechtlichen Fragen.
Zu den Mitgliedsunternehmen gehören Handwerksbetriebe aller Branchen; vor allem aus dem Bau- und Ausbaugewerbe, Elektro und Metall, Holz, Bekleidung und Textil, Gesundheit, Reinigung sowie Nahrungsmittel.
Die HWK Potsdam bietet in ihrem Zentrum für Gewerbeförderung in Götz umfangreiche Angebote für die Weiterbildung im westbrandenburgischen Handwerk und führt in den dortigen Lehrwerkstätten auch die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung durch. Sie ist zuständig für Gesellen-, Meister- und Fortbildungsprüfungen im Handwerk.