Fachtagung_Fassadendaemmung
HWK Potsdam/Aust

Expertentagung zur Wärmedämmung in Götz

Die Handwerkskammer Potsdam organisierte in Kooperation mit dem BBU-Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e.V. am 9. Juni 2016 die Veranstaltung "Wärmedämmverbundsysteme – Quo Vadis". Fachleute aus Handwerk, Industrie, Planung und Wohnungswirtschaft diskutierten zur Weiterentwicklung der Wärmedämmung an Fassaden. Anlass bot die im Frühjahr novellierte Abfallverzeichnisverordnung, nach welcher Polystyrol mit dem Flammhemmstoff Hexabromcyclododecan (HBCD) als gefährlicher Abfall zu behandeln ist. Das HBCD-Polstyrol wurde als Wärmedämmverbundsystem viele Jahre auf Hausfassaden verklebt. Daher wurden im Rahmen der Veranstaltung im Zentrum für Gewerbeförderung Götz alternative Materialien vorgestellt und diskutiert. Neben neuen EPS/XPS-Systemen, die auf ungefährliche Flammhemmstoffe setzen, die Herr Walla von der Baumit GmbH vorstellte, standen insbesondere Naturbaustoffe im Mittelpunkt der Debatte. Diese sind zwar 5 bis 10 % teurer als herkömmliche Baumaterialien, wie Prof. Rüdiger Lorenz von der FH Potsdam vorrechnete, enthalten jedoch häufig nur Naturmaterialien wie z. B. Holzfasern, Zellulose, Stroh, Schafwolle und Hanf. Einen Überblick zur Vielfalt der Materialien stellte Bauingenieurin Anne Manthey von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe vor. Die Agentur errichtete zu Anschauungszwecken ein komplettes Bürogebäude aus nachwachsenden und/oder Naturbaustoffen in Güstrow. Diese Dämmstoffe sind ebenso geeignet wie konventionelle Baustoffe die Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV 2014) und des Brandschutzes zu erfüllen, berichtet Bauingenieur Lutz Dorsch aus Düsseldorf.

Im Detail wurden Wärmedämmmaßnahmen an Bestandsgebäuden durch Einblasen von Zelluloseflocken und Holzfaserwärmedämmverbundsysteme vorgestellt. Zellulose lässt sich insbesondere zur Dämmung von Geschossdecken oder anderen Hohlräumen gut einsetzen, da die Flocken auch komplexe Formen selbständig ausfüllen und ein zeitaufwändiges Zuschneiden von Dämmmatten entfällt. Gerade für ältere Geschosswohnungsbauten ist diese Methode vergleichsweise preiswert und effizient, wie Herr Jürgen Körner, Geschäftsführer der Firma AlfaCell aus Blankenfelde Mahlow berichtet.

Holzfaserdämmverbundsysteme stellte Henrik Ratzow von der Firma Homatherm vor. Diese eignen sich u.a. gut zur nachträglichen Innenraumdämmung, da sie gleichzeitig eine hervorragende Schallschutzwirkung aufweisen und damit ältere Bestandsgebäude deutlich aufwerten. Im Gegensatz zur Zelluloseeinblasdämmung sind Dämmplatten gut in der Vertikalen einsetzbar. Zimmermeister Timo Brenner aus Bad Belzig verarbeitet nicht nur die Holzfaserdämmung – im Neubau setzt er vorzugsweise auf Holzgefache mit einer Füllung aus Strohballen und Lehmverputz. Dass diese Bauweise für Brand oder Schädlinge besonders anfällig sei, kann der erfahrene Handwerker verneinen. Zunächst ist der Lehmputz nicht entflammbar, die darunterliegenden Strohballen sind so fest gepresst, dass diese im Falle eines Brandes eine luftundurchlässige Verkohlungsschicht bilden, welche eine deutliche Brandhemmungswirkung aufweist. Die hohe Dichtigkeit der Strohbauballen ist auch für Nager und Insekten unattraktiv. Lediglich im erdberührten Bereich sind mineralische oder Kunststoffbaustoffe unerlässlich, da Holz- und Zellulosefasern ein zu starkes Wasseraufnahmevermögen besitzen.

Zimmermeister Brenner resümiert: Verschiedene Anwendungen erfordern verschiedene Baustoffe. Lassen Sie sich von einem erfahrenen Handwerker beraten.

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